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Wer darf sich eigentlich Journalist nennen?

Freier Journalist.“ Das ist meine Antwort auf die Frage: „Was machen Sie denn beruflich so?“ An dieser Stelle öffnet sich in der allgemeinen Praxis der deutschen Berufslandschaft schnell und sehr weit eine gewisse Schere. Grund ist die Berufsbezeichnung Journalist. Denn wer darf sich denn eigentlich Journalist nennen? Gibt es eine Ausbildung oder eine Prüfung? Wer erhält einen Presseausweis und damit Zugang zu Pressekonferenzen und Behörden? Und was bedeutet das dann alles für die Suche nach einem Dienstleister?

Keine geschützte Berufsbezeichnung

Das Wichtigste vorweg: Journalist ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Das heiß, dass sich jeder so nennen kann.

In der Bundesrepublik gibt es so etwas wie eine dreistufige Unterscheidung:

  • Berufe wie Arzt, Apotheker, Anwalt, Wirtschaftsprüfer oder Psychotherapeut sind als besondere Berufsbezeichnungen durch das Strafgesetzbuch geschützt. Dieses nennt sogar Strafen für eine missbräuchliche Nutzung.
  • Darüber hinaus schützen viele verschiedene gesetzliche Regelungen einen großen Teil weiterer Berufe. Die Bezeichnung darf dann nur jemand nutzen, der die Voraussetzungen erfüllt. Dazu zählen unter anderem Architekt, Altenpfleger oder auch Notar.
  • Eine überraschend große Anzahl von Berufen erfordert jedoch keine Ausbildung mit staatlicher Anerkennung. Diese sogenannten ungeschützten Berufsbezeichnungen umfassen unter anderem Schauspieler, Designer, Coach, Betriebswirt oder Journalist.

Und damit sind wir beim Thema. Jeder kann sich Journalist nennen. Es gibt zwar verschiedene Studiengänge und Abschlüsse, viele durchlaufen auch ein Volontariat (Trainee-Ausbildung). Aber: Die Berufsbezeichnung selbst ist weder geschützt noch an eine Ausbildung gekoppelt!

Es ist sogar noch etwas komplizierter. Denn neben der Bezeichnung Journalist gibt es auch die für Redakteur, Reporter, Content-Manager, PR-Spezialist usw. Kurz: Es existiert nicht einmal ein einheitliches Berufsbild. Hinzu kommen schwer zu definierende Abgrenzungen zu anderen Bereichen wie zum Beispiel zum Werbetexter.

Die Frage nach der Berufsbezeichnung: Woran lässt sich ein Journalist erkennen?

Berufsbezeichnung JournalistDaraus folgt eine weitere Frage: Wie lässt sich überhaupt prüfen, ob jemand ein „echter“ Journalist ist? Die ernüchternde Antwort: Gar nicht. Da sich jeder als Journalist bezeichnen darf, gibt es keine festen Eckwerte, ob diese Person die Bezeichnung zurecht führt.

Allerdings gibt es einige Eckpunkte, die bei der Beurteilung der Tätigkeit nützlich sind. Nicht alle davon sind zwingende Indizien und nicht jeder fehlende Punkt ist ein Ausschlusskriterium. Aber anhand der folgenden Aspekte fällt eine Prüfung etwas leichter.

  • Presseausweis: Speziell Behörden und Institutionen verlangen einen Presseausweis. Nach einer Phase der Uneinheitlichkeit vor einigen Jahren geben die bevollmächtigten Verbände heute wieder nur an Personen einen Presseausweis aus, die ihrer Tätigkeit hauptberuflich nachgehen. Damit ist ein Presseausweis wieder ein starkes Indiz dafür, dass die Person tatsächlich journalistisch tätig ist. Die Verbände sind zumindest angehalten, dies zu prüfen.
  • Mitgliedschaften: Viele Journalisten sind in Verbänden wie dem DJV, einem Fachjournalistenverband oder einer anderen Gemeinschaft organisiert.
  • Ein „echter“ Journalist wird in der Regel von seiner Arbeit leben. Ob als Angestellter oder als Freiberufler: Wer Journalist im Hauptberuf ist, wird keinen zweiten Hauptberuf in einem anderen Bereich haben. Das heißt: Wer sich als Journalist ausgibt, sollte den Großteil seines Einkommens mit dieser Tätigkeit erwirtschaften. Bei Teilzeitkräften und freien Dienstleistern ist das Einschätzen naturgegeben schwierig.
  • Journalisten haben Arbeitgeber, Kunden, eigene Publikationen. Nicht jeder Blogger muss automatisch ein Journalist sein, aber eine eigene Publikation als Webseite, Printprodukt, Radio, Podcast, Videokanal oder TV-Sendung kann ein guter Hinweis auf die Tätigkeit sein. Etwas aussagekräftiger können der Lebenslauf (Arbeitgeber) sowie Kundenmeinungen (Referenzen) sein. Berufserfahrung ist nicht alles, aber in diesem Arbeitsfeld trägt jedes Jahr Erfahrung zu einer potenziellen Qualitätsverbesserung der Arbeit bei.

Neben diesen eher offensichtlichen Punkten gibt es einen weiteren, der besonders für Kunden wichtig ist. Wer auch immer einen Dienstleister in diesem Bereich sucht, sollte sich Arbeitsproben zeigen lassen. Jeder kann tippen und etwas von sich geben. Aber schreiben und formulieren, die Intention treffen und die Zielgruppe richtig ansprechen – das alles erfordert eine mehr oder weniger ausgeprägte Profession. Bei der Suche nach einem Dienstleister sollten sich daher Unternehmen, Institutionen, Verbände und Einzelpersonen Arbeitsproben zeigen lassen. So können sie einschätzen, ob unabhängig von der Berufsbezeichnung ein Journalist für ihre Zwecke „Journalist genug“ ist.

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Ist es wichtig, ob sich jemand Journalist nennen darf?

Es ist grundsätzlich nur für wenige Bereiche von Bedeutung, ob jemand die Berufsbezeichnung Journalist nutzt oder nicht. So ist der Zugang zu Pressekonferenzen, Auskünften oder Informationen in der Regel ganz klar nur mit berechtigtem Interesse möglich. Ein Journalist kann im Rahmen seiner Berichterstattung dieses Interesse haben. Die Berufsbezeichnung und der Presseausweis sind dann ein Indiz. Auch bei Pressestellen von Unternehmen ist ein geeigneter Nachweis in der Regel erforderlich. Nämlich dann, wenn es um Produktrezensionen oder ähnliche Kritiken geht. Zwar arbeiten viele Pressestellen nach dem „Windhundprinzip“ mit Anfragenden zusammen. Ein Unternehmen, das etwas auf sich hält, siebt jedoch Anfragen und gibt Journalisten mit Arbeitsnachweis, Bedeutung oder Reichweite den Vorzug. Daher ist in einigen Fällen das Überprüfen der Angaben durchaus sinnvoll und daher auch die korrekte Berufsbezeichnung von Belang. Dabei spielt die Abgrenzung zu Bloggern jedoch nur scheinbar eine Rolle.

Berufsbezeichnung Journalist: Qualität und Bezeichnung

Eine Berufsbezeichnung bedeutet nicht, dass die Qualität der Arbeit besser ist. Wie oben bereits angedeutet: Jedes Berufsjahr ist jedoch ein Erfahrungszuwachs und bedeutet eine potenzielle Verbesserung der Arbeitsqualität. Dennoch gibt es wie in vielen Berufen gute und schlechte Arbeit. Die Bezeichnung allein ändert daran nichts.

Allerdings kann es einen Unterschied machen, wie sich jemand nennt. Denn ein Werbetexter hat einen anderen Schwerpunkt als ein technischer Redakteur oder ein Content-Manager oder ein Journalist. Daher kann die Berufsbezeichnung zumindest einen Hinweis darauf geben, welche Dienstleistung und welches Selbstverständnis zu erwarten sind. Aber eine Erkenntnis bleibt: All diese Berufe sind nicht geschützt. Es liegt daher in der Hand des Gegenübers, selbst einzuschätzen, ob sich jemand zurecht Journalist nennen darf oder nicht.